Trotz Lockdown: Zechen-Schänke im Malteserstift St. Bonifatius geöffnet

Bewohner Peter Barkhofen und Wohnbereichsleitung Christina Hanf freuen sich, dass sich Essens einzige derzeit geöffnete Kneipe im Malteserstift St. Bonifatius befindet.

An der Wand hängen alte DAB-Plakate, der Spielautomat in der Ecke nimmt nur D-Mark Münzen an, selbst die Gläser und Bierdeckel in der Zechen-Schänke stammen aus einer längst vergangenen Zeit. Seit der Eröffnung im Jahr 2018 verbringen die Bewohner des Wohnbereichs, der passenderweise „Zeche Zollverein“ heißt, regelmäßig gemeinsame Stunden in der historisch eingerichteten Kneipe im Malteserstift St. Bonifatius - derzeit natürlich unter Einhaltung besonderer Hygieneregeln. 

Demenzkonzept nach Prof. Erwin Böhm nutzt Ruhrpott-Nostalgie
„Natürlich freuen wir uns, mit der Zechen-Schänke einen Ort zu haben, an dem die Bewohner in Erinnerungen schwelgen können. Gerade während der Corona-Pandemie sind alle Angebote, an denen unsere Bewohner weiterhin teilnehmen können, eine wichtige Konstante“, sagt Wohnbereichsleitung Christina Hanf. Die Kneipe sei aber vor allem im Hinblick auf die Demenzarbeit ein großer Gewinn. Das Malteserstift St. Bonifatius arbeitet nach dem Pflegemodell des österreichischen Pflegewissenschaftlers Prof. Erwin Böhm. Nach diesem speziellen Demenzkonzept können demenziell veränderte Menschen ihren Alltag am besten bestreiten, wenn die Umgebung und das soziale Umfeld für sie gewohnt und bekannt gestaltet sind. „So fühlen Sie sich bei uns in ihrer Welt ein Stück zu Hause“, erklärt Hanf. Auf dem geschützten Wohnbereich „Zeche Zollverein“ im Malteserstift St. Bonifatius leben ausschließlich Bewohner mit Demenz. Der gesamte Wohnbereich ist nach dem Böhm-Konzept eingerichtet: In einer Nische zeigen Schwarz-Weiß-Fotos Alltagssituationen und Familienbilder aus vergangenen Zeiten. Auch viele Einrichtungsgegenstände wie die rustikale Kommode und die Nähmaschine im Flur stammen aus den 1950er und 1960er Jahren. Alle Mitarbeitenden auf dem Wohnbereich haben eine Weiterbildung nach dem Böhm-Modell abgeschlossen. Sie sind bestens darin geschult, den Alltag der demenziell veränderten Bewohner so zu gestalten, dass er ihren Bedürfnissen entspricht.

Theater und Philharmonie Essen sowie Brauerei-Museum Dortmund haben Requisiten gestellt 
Dass die Idee einer urigen Kneipe 2018 in die Tat umgesetzt werden konnte, ist dem Engagement vieler Mitarbeitenden und Unterstützer zu verdanken. So haben das Essener Theater und die Philharmonie viele der Möbelstücke gespendet, die originalen DAB- und Stern-Biergläser stammen aus dem Bestand des Brauerei-Museums Dortmund. 

Zechen-Schänke findet bei Bewohnern großen Anklang
Die Türen der Zechen-Schänke sind für die dementen Bewohner stets geöffnet. Normalerweise nutzen auch die Bewohner der anderen Wohnbereiche die Kneipe, zum Beispiel für regelmäßige Skat-Abende. Da die Wohnbereiche aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen aber separiert sind, ist die Kneipe momentan ausschließlich den Bewohnern des Wohnbereichs „Zeche Zollverein“ vorbehalten. „Gerade jetzt, wo meine Familie mich nicht so oft besuchen kann wie sonst, ist ein kühles Pils mit den anderen Bewohnern eine willkommene Abwechslung. Solche Kneipen kennen wir ja sonst nur aus unserer Jugend“, betont Peter Barkhofen, 84 Jahre alt und seit fünf Jahren Bewohner im Malteserstift St. Bonifatius. Auf der Karte steht neben Bier und alkoholfreien Getränken auch die Kokoschinski Ruhrpott Plörre. „Und das beste an der Zechen-Schänke“, berichtet Barkhofen lachend: „Die Getränke gehen aufs Haus.“

Journalistenkontakt:
Olga Jabs, Pressesprecherin Malteser Wohnen & Pflegen gGmbH;
E-Mail: olga.jabs@malteser.org; Telefon: 0160 4396473


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